Anfang März haben die Sanierungsarbeiten an der Rathausfassade begonnen. Die Bauarbeiten an dem 1416 fertiggestellten und seit 1928 im Denkmalbuch des Landes Baden-Württemberg als besonders schützenswertes Kulturdenkmal eingetragenen Gebäudes laufen planmäßig unter der Regie von Projektleiter Gottlieb Riedinger vom Verbandsbauamt sowie Verbandsbaumeister Aldo Menean.
Die Firma Schmitz aus Emmingen-Liptingen hat bis Ostern die Abstrahlarbeiten zur Entfernung der drei deckenden Acrylfarbschichten abgeschlossen. Dank drei Teams statt der angekündigten zwei, konnten die Arbeiten zwei Wochen schneller als ursprünglich geplant abgeschlossen werden. Zudem wurde sehr schonend mit der historischen Bausubstanz umgegangen. Bereits Ende März konnte die Firma Ott aus Gammertingen mit den Zimmermannsarbeiten beginnen. Mit großer Sachkunde und viel Erfahrung in der Restauration historischer Bausubstanz, arbeiten sich die Zimmerleute vom Turm in Richtung Erdgeschoss vor. Die Arbeiten am Turm gestalteten sich als besonders aufwändig, da die Witterung dem besonders markanten, aber auch empfindlichen Bauteil sehr zugesetzt hatte. Tragende Elemente mussten ausgetauscht und in mühevoller Maßarbeit Bauteil für Bauteil einzeln angefertigt werden. Die Säulenhalle dient dabei als geräumige und sehr gut von der Witterung geschützte Werkstatt.
Mittlerweile sind die Zimmermannsarbeiten am Turm abgeschlossen. Dabei gab es auch kuriose Fundstücke wie mehrere Bleikugeln oberhalb der Fenster des Bürgermeisters oder ein im Turmbereich versteckter Brief eines jugendlichen Hitlerverehrers vom Herbst 1933. Neben dem Turm, hat der Zahn der Zeit auch an der 1416 gegossene Glocke genagt.
Diese hat einen Riss, der von einem spezialisierten Fachbetrieb geschweißt wird. Es gibt genau ein Unternehmen in Deutschland, welche diese Technik beherrscht. Auch die markanten Ziffernblätter benötigen eine Auffrischung. Ein Ziffernblatt wurde im Jahr 2001 auf eine Siebdruckplatte aufgebracht und bedarf lediglich einer leichten Überarbeitung. Das zweite Ziffernblatt stammt nach den Recherchen von Stadtarchivar Ludwig Henzler vermutlich aus den 1930´er Jahren und wird durch eine langlebige Siebdruckplatte ersetzt. Das bisherige Ziffernblatt wird einen Platz im Museum bekommen.
In der vergangenen Woche hat der Gemeinderat zusammen mit den Projektverantwortlichen des Verbandsbauamtes, Restaurator Wolfgang Karle, Stadtarchivar Ludwig Henzler, der Heimatvereinsvorsitzenden Ursula Scheunemann sowie Edith Mayer und Helga Schneider vom Gestaltungsausschuss zentrale Entscheidungen zur zukünftigen Farbgebung zentraler Bauelemente des Rathauses getroffen.
Restaurator Wolfgang Karle (links) erläutert seine Farbgestaltungsvorschläge
Die Bemusterung wurde von Restaurator Wolfgang Karle nach Intensiver Recherche bei Stadtarchivar Ludwig Henzler mustergültig vorbereitet. Alle Entscheidungen wurden an Hand von Musterflächen und einem angeregten Austausch der Teilnehmer in großem Einvernehmen getroffen. Wichtig ist, dass das Fachwerk zukünftig mit Leinölfarbe gestrichen wird, damit das Holz atmen kann. In drei Arbeitsgängen wird die Farbe aufgetragen. Um die Malerarbeiten aber auch alle anderen Arbeiten witterungsunabhängig durchführen zu können, bleibt die Hülle am Gerüst erhalten. Diese erschwert den interessierten Bürgerinnen und Bürgern das Verfolgen des Bauverlaufs, ist aber zwingend notwendig, um die Bauarbeiten planmäßig im November abschließend zu können.
Das Fachwerk bekommt die herrschaftliche Farbe Eisenoxidrot, auch Ochsenblutfarben genannt. Das leuchtende Rot ist kräftiger als das bisher eher gedeckte rot mit bräunlichem Einschlag. Zunächst wird dies glänzen und das Licht stark reflektieren. Dieser Effekt wird sich nach spätestens drei Jahren legen. Die Decke der Säulenhalle war bisher in einem grün mit leichten Blauanteilen gehalten. Zukünftig wird dies ein blaugrauer Farbton sein, welcher dem Hintergrund der Ziffernblätter stark ähnelt. Die Dachvorsprünge werden in einem grün gehalten, die bisher in einem dezenten grün gehaltenen Fenster werden in einem gedeckten weiß gestrichen und bekommen einen grafitgrauen Rahmen.
Der Putz hatte bisher ein kaltes und eher abweisendes weiß. Zukünftig wird dieser ein wärmeres so genanntes eierschalenweiß bekommen.