Nachtwächterrundgang

Rundgänge des Nachtwächters finden am Samstag und in der Saison (Mai-Oktober) auch montags, jeweils um 21.00 Uhr statt, Treffpunkt ist am Rathaus.

Weitere Termine der Nachtwächterrundgänge in der historischen Mühlheimer Oberstadt erfahren Sie beim Kultur- und Verkehrsamt, Vorderes Schloss, Tel: 07463 8903 oder beim Nachtwächter Heinz-Dieter Wettki Tel: 07463 9952952

Hört ihr Leut´ und laßt euch sagen…
Geschichten und Lieder der Mühlheimer Nachtwächter

Den Nachtwächter gibt es in Mühlheim an der Donau schon seit über 500 Jahren. Die von 1496 bis 1936 bestehende Tradition hat Siegfried Kunz (Mitglied in der Europäischen Nachtwächter- und Türmerzunft) mit Beginn der 90er Jahre wieder aufleben lassen. 1997 fand er in Heinz-Dieter Wettki (links) einen Weggefährten und Mitstreiter.

Mühlheim ist wie seine Nachtwächter Mitglied in der Eurpäischen Nachtwächter- und Türmerzunft und war auch 2004 bereits Gastgeber für die Nachtwächter aus Baden-Württemberg. Bei vielen Sonderveranstaltungen sind die Nachtwächter ansonsten aktiv gewesen und haben die Stadt als „Außenminister“ (so bezeichnet sie der Bürgermeister regelmäßig) repräsentiert.

Im Juni 2015 wurde Siggi Kunz nach 25 Jahren aktiver Nachtwächter-Tätigkeit verabschiedet. Am Samstag und Montag (Treffpunkt 21 Uhr, Rathaus) dreht nun H.-D. Wettki alleine fast regelmäßig seine Runde in der historischen Oberstadt. Außerdem gibt es Rundgänge für Gruppen auch außerhalb der festgelegten Zeiten. Diese sind direkt bei ihm anzumelden.

Das Stundenausrufen während des Nachtwächterdienstes, der schon in frühester Zeit aus militärischen Wachposten hervorging, war im 16. Jahrhundert allgemein verbreitet. Aber nicht die Zeitansage, sondern das Bewachen einzelner Gebäude oder ganzer Dörfer und Städte war die vorrangige Aufgabe der Nachtwächter. Ihr besonderes Augenmerk hatte dem Feuer zu gelten, von dem neben Seuchen und Hungersnöten die größte Gefahr für die damaligen Siedlungen ausging. Nur wenige Ortschaften wurden im Lauf ihrer Geschichte nicht von Brandkatastrophen heimgesucht. Von der kleinsten außer Kontrolle geratenen Feuerstelle konnten zu Zeiten vorherrschenden Fachwerkbaus schnell Funken auf das Haus überspringen. Vor allem auf den Dörfern, wo die Scheunen mit Heu und die Dächer bis ins 19. Jahrhundert noch oft mit Stroh gedeckt waren, hatte sich ein einmal ausgebrochenes Feuer rasch und kaum noch eindämmbar verbreitet.

1758 trug sich in Mühlheim a.d. Donau folgendes zu: Als der Nachtwächter einmal die zwölfte Stunde ausrief, sah er im Haus des Stadtschreibers noch Licht brennen. Dies war an sich nichts Ungewöhnliches, da der Schreiber öfters in der Nacht arbeitet. Da entdeckte er in der Mauer des Schweinestalls ein Loch und fürchtete, das Schwein könnte entlaufen. Er schritt auf das Haus zu und klopfte mit seinem Stock gegen die Tür. Plötzlich erhielt er von hinten einen fürchterlichen Schlag auf Kopf und Rücken. Blitzschnell drehte er sich um. Vor ihm stand ein großer, starker Kerl, der wie ein ´Jakobsbruder´ gekleidet war. Sofort setzte er sich zur Wehr und rief um Hilfe. Über eine ´halbe Viertelstunde´ kämpfte er verbissen mit dem Gauner.

Inzwischen hatten die zwei anderen Strolche, die in des Stadtschreibers Haus eingestiegen waren, den Lärm gehört. Rasch steckten sie ihr Diebesgut in einen Sack und flohen. Der dritte im Bunde, der Schmiere gestanden hatte, ließ vom Nachtwächter ab und eilte den beiden anderen durchs obere Tor hinaus nach. Zurück blieb ein lädierter Nachtwächter, der sich bitter über seine Mitbürger beklagte. Obwohl ihn der Kreuzwirt Johannes Lurz und der Krämer Thadä Pfeiffer gehört hatten, hatten sie nicht den Mut aufgebracht, ihm beizustehen.
(aus: Elmar Blessing: Mühlheim an der Donau. Geschichte und Geschichten einer Stadt, Sigmaringen, 1985)

Lieder (Auszug)

Hört ihr Leut und laßt euch sagen
der Wächter singt wie in alten Tagen
als Wächter ziehe ich hier auf
und blas das Horn nach altem Brauch

Hört ihr Leut´ und lasst euch sagen
so sang man den Leut
und wie einst in alten Tagen
klingt es auch noch heut
Wächter ihre Runden gehn
überall bei Nacht
und von vielen Turmeshöhn
Türmer halten wacht.

(Ruf)

Hört ihr Leut ich tu euch kund was
geschlagen hat die Stund
ich grüße alle aus fern und nah
in Mühlheim hier im Donautal
wer in unserer Stadt kehrt ein,
soll uns stets willkommen sein

(singen)

Hört ihr Leut und laßt euch sagen
unsere Glock hat 10 geschlagen
zum Schutz der Bürger und der Stadt
zogen Wächter durch die Nacht.

Refrain:
Menschen wachen kann nichts nützen
Gott muß wachen, Gott muß schützen
Herr durch deine Güt und Macht
schenk uns eine gute Nacht.

Hört ihr Leut und laßt euch sagen
der Blitz hat in die Uhr geschlagen
doch die Welt sich weiterdreht
ob die Uhr läuft oder steht…