Offener Brief des Gemeinde- und Ortschaftsrates der Stadt Mühlheim und seines Stadtteils Stetten an die Geschäftsführung der SKF GmbH in Schweinfurt
21-11-15 Offener Brief Geschäftsleitung SKF
Sehr geehrter Herr Geschäftsführer Johannsmann,
die Nachricht, dass unser Mühlheimer Werk der SKF veräußert werden soll, hat uns tief erschüttert. Wir stehen an der Seite der 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und deren Familien. Diese haben seit über 60 Jahren einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet, damit das Werk zu einem erfolgreichen und hochprofitablen Baustein im großen Netzwerk des weltweit agierenden Mutterkonzerns werden konnte. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben eine zukunftsfähige Neuausrichtung des Standorts Mühlheim verdient.
Die insgesamt überaus positive Entwicklung des Unternehmens wurde im Laufe der Jahrzehnte immer wieder auch von schwierigen und kritischen Phasen begleitet. Den größten Einschnitt in der Mühlheimer Historie der SKF bildeten sicherlich die Jahre 1999 und 2000. Nach erheblichen Turbulenzen und der drohenden Schließung des SKF-Werkes entschied sich die Geschäftsleitung im Jahr 1999 am Standort Mühlheim festzuhalten und einen Neubau in der Vorstadt zu realisieren. In nur 7 Monaten wurde für 8,5 Millionen Euro ein hochmodernes Werk errichtet. Erst vor 5 Jahren wurde das Werk in nennenswertem Umfang erweitert. Es bietet, auch und gerade dank der hochqualifizierten und hochmotivierten Mitarbeiterschaft, ideale Rahmenbedingungen, um in einem immer härter werdenden weltweiten Wettbewerb auch zukünftig bestehen zu können.
Die letzte große dunkle Wolke ist über das Mühlheimer SKF Werk während der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise in den Jahren 20o8 und 2009 gezogen. Die SKF hat sehr verantwortungsvoll und im Sinne der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die starken Umsatzrückgänge reagiert. Dank des segensreichen Instruments der Kurzarbeit, konnte die Stammbelegschaft gehalten und gestärkt nach der Krise wieder durchgestartet werden.
Nicht nur in diesen schwierigen Zeiten, sondern ganz generell zeichnet sich die SKF durch eine enge Partnerschaft zwischen Geschäftsführung, Werkleitung, Betriebsrat und Mitarbeiterschaft aus. Dies war, ist und bleibt eines, wenn nicht das Erfolgsgeheimnis der SKF. Dies ist alles andere als selbstverständlich und zeugt von einer guten Unternehmenskultur, die neben dem wirtschaftlichen Erfolg auch und gerade die Belange der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Vordergrund stellt.
Es ist uns bewusst, dass der Prozess weg von der Verbrennungstechnologie zur Elektromobilität eine riesige Herausforderung für alle Automobilzulieferer darstellt. Die SKF hat sich weltweit und gerade auch hier in Mühlheim in den vergangenen Jahrzehnten als hochinnovatives Unternehmen immer wieder neu den sich wandelnden Herausforderungen des Marktes erfolgreich gestellt.
Wir bitten Sie eindringlich, den Weg des Dialogs über die zukunftsträchtige Neuausrichtung des Mühlheimer Werks einzuschlagen und das Gespräch mit dem Betriebsrat, der IG-Metall, der Mitarbeiterschaft, der Werksleitung und gerne auch mit uns als politisch Verantwortliche vor Ort zu suchen. Wir bitten ferner darum, dass das Werk hier in Mühlheim zum Wohle der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter unter dem starken Dach der SKF dauerhaft und zukunftsfähig weiterentwickelt wird.
Mit freundlichen Grüßen
Bürgermeister Jörg Kaltenbach (für den Gemeinderat)
Ortsvorsteher Emil Buschle (für den Ortschaftsrat)