Hallenbad: Wiedereröffnung am 13. September sowie Neukonzeption mit Schwerpunkt  Schul-, Vereins- und Kursbad seitens des Gemeinderats beschlossen – Sauna eröffnet vorerst nicht –  Anregungen zum Saunabetrieb bis zum 15. September erwünscht

 

Unabhängig und bereits vor der Coronapandemie, hat der Gemeinderat ein Gutachten zur Beurteilung der ökonomischen Potenziale in Auftrag gegeben. Ziel der Beauftragung an das Schweizer Unternehmen Kannewischer war, dass ein kompetenter Blick von außen auf unser Bad geworfen werden sollte. In erster Linie natürlich, um wirtschaftliche Verbesserungspotenziale im Hinblick auf Ertragssteigerungen oder Kostensenkungen aufzuzeigen. Es ging und geht aber auch darum die Effizienz der aktuellen Badführung, die Personalbemessung, die Hygiene, die bauliche Situation und mögliche Potentiale in der Kundengewinnung aufzuzeigen. Weiterhin geht es auch um Empfehlungen einer Weiterentwicklung wie z.B. hin zu einer verstärkten Ausrichtung in Richtung Schul-, Vereins- und Kursbad. In engem Dialog mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unseres Hallenbades sowie in zwei Sondersitzungen des Rates, hat sich das Gremium mit den Ergebnissen des Gutachtens intensiv beschäftigt. Stefan Studer als Verfasser des Gutachtens und Teil der Geschäftsleitung des renommierten Beratungsbüros Kannewischer hat in der Gemeinderatssitzung in der vergangenen Woche die Ergebnisse des Gutachtens sowie die Empfehlungen ausführlich in öffentlicher Sitzung vorgestellt.

 

Der Gemeinderat bekennt sich einstimmig und aus Überzeugung zum politischen Leitziel unser Hallenbad möglichst dauerhaft zu erhalten und hat die  Wiedereröffnung des Hallenbades nach den Sommerferien am 13. September beschlossen.  Das Hallenbad wird konsequent in Richtung eines Schul-, Vereins- und Kursbades weiterentwickelt. Sportschwimmen und Familienbad haben weiterhin einen Platz in einer reduzierten Form. Das Schwergewicht liegt allerdings in den o.g. Nutzungen. Diese tragen den geänderten Bedarfen der Kundinnen und Kunden Rechnung. Die Verwaltung wurde beauftragt, mit den bisherigen Schulen und anderen externen Nutzern sowie der Lebenshilfe und den weiteren Nutzern des Lebenshilfebades Gespräche zu führen und Nutzungen anzubieten. Dies gilt auch und gerade für die Johann-Peter-Hebelschule und die Jugendhilfeeinrichtung Mutpol.

 

Die Kursgebühren wurden letztmals zum Saisonbeginn 2012 erhöht; die Eintritte für das Schwimmbad für Erwachsene 2016. Die Eintritte für Kinder bzw. Ermäßigte 2012. Die Anpassung der Tarife hat der Gemeinderat vom Grundsatz beschlossen. Die neue Tarifstruktur ist, wie die Vorlage, das Gutachten, die bisherige und zukünftige Belegungsstruktur auf der städtischen Homepage abrufbar und wird förmlich in der kommenden Sitzung des Gemeinderats beschlossen. Dies verbessert die wirtschaftliche Situation nicht entscheidend, ist aber unerlässlich, um die Schere zwischen Aufwand und Erlösen nicht weiter auseinandergehen zu lassen und um glaubhaft zu machen, dass alle, insbesondere natürlich die Nutzer, ihren Beitrag zum Erhalt des Bades leisten müssen.

Die Sauna wird vorerst noch nicht wieder geöffnet. Im Hinblick auf die Einschätzungen des Gutachters der Wirtschaftlichkeitsverbesserungsstudie und den derzeitigen Einschätzungen des Gemeinderats, der Verwaltung und der Mitarbeiterschaft, erscheint es sehr schwierig für diesen Betriebszweig eine tragfähige Zukunftsperspektive zu entwickeln. Der Gemeinderat und die Verwaltung laden die treuen Saunagäste und die interessierte Öffentlichkeit ein, ihre Gedanken in den weiteren Entscheidungsprozess mit einfließen zu lassen.  Bis zum 15. September 2021 können Vorschläge, Anregungen und Ideen an den Gemeinderat und die Verwaltung gerichtet werden.  Im Anschluss sollen diese Gedanken aufgearbeitet und dem Gemeinderat zur abschließenden Entscheidung vorgelegt werden. Solange diese Entscheidung nicht getroffen ist, wird die Sauna vorerst nicht wieder geöffnet.  Im Jahr 2004 hatte die Sauna noch gut 4.600 Besucher im Jahr, 2012 noch rund 3.200 und im Jahr 2019 gut 2.500. Lediglich zwischen 5 und 15 Gäste nutzten täglich durchschnittlich das Saunaangebot. Die Lücke zwischen Kosten und Erlösen liegt dabei bei rund 23.000 Euro und dies bei steigender Tendenz. Dabei wird seitens des Gutachters im Hinblick auf das begrenzte Angebot konstatiert, dass eine Erhöhung von Gebühren bei einem Niveau von 8,50 Euro bei den Kunden nicht durchsetzbar sei. Zudem besteht ein erheblicher Investitionsbedarf in Höhe von rund 30.000 Euro in den nächsten Jahren und diese ohne Chance die für gehbehinderte Kunden hochproblematische Zuwegung in den Keller zu verbessern. Der Gutachter kommt zu dem Schluss, dass er für die Sauna keine Entwicklungspotenziale sieht und diese nicht wiedereröffnet werden sollte. Die Schere zwischen Aufwand und Ertrag steht in einem zu unguten Verhältnis.

Die Entwicklung im Hinblick auf die Schwimmkompetenz unserer Kinder sowie die Bäderlandschaft in unserem Land ist alarmierend. Aktuell können nur noch rund 40 % aller Schüler nach Verlassen der Grundschule sicher schwimmen. Im Jahr 2004 waren es noch 67 %. Jedes vierte Grundschulkind hat keinen erreichbaren Zugang zu einem Schwimmbad und folglich keinen Schwimmunterricht. Erschreckend ist, dass seit Beginn der Corona-Pandemie rund 100.000 Kinder in Baden-Württemberg nicht oder nur ungenügend in Deutschland schwimmen lernen konnten. Deshalb sieht das neue Konzept eine Verdoppelung der Anfängerschwimmkurse auf 6 parallele Kurseinheiten vor.  Aktuell besteht eine Warteliste von fast 150 Kindern. Auch die Kursangebote zur Festigung des in den Anfängerkursen erlernten sowie Angebote zur Verbesserung der Schwimmtechnik werden ausgebaut.

Das Defizit im Bad beträgt fast 300.000 Euro jährlich. Im Gemeinderat besteht ein großer Konsens, dass es ein politisches Leitziel ist, dass Bad dauerhaft zu erhalten. Um diesem Ziel eine realistische Chance zu geben, bedarf es leider harter Einschnitte. Unser Bad ist ein Bad für die Region. Rund 80 % der Gäste kommen aus der Region. Bisher trägt die Finanzierungslast ausschließlich die Stadt Mühlheim. Ohne eine solidarische Mitfinanzierung anderer Partner wird unser Bad keine gute Zukunft haben. Die Verwaltung hat konkrete Vorstellungen, wie eine solche Mitfinanzierung aussehen könnte. Da es sich um eine sehr sensible Thematik handelt, bittet die Verwaltung um die Möglichkeit die notwendigen Sondierungsgespräche zu führen, um möglichst noch in diesem Jahr mit einem konkreten Ergebnis im Sinne eines Vorschlags auf den Gemeinderat zukommen zu dürfen.

Dem Gemeinderat ist bewusst, dass ein Fortführen des Status Quo bei einem jährlichen Defizit von rund 300.000 Euro mit steigender Tendenz finanziell nicht leistbar wäre. Deshalb sind Einschnitte, Mehreinnahmen und Zahlungen externer Partner notwendig. Mühlheim ist mit diesem Finanzierungsproblem keinesfalls allein. Es gibt kaum eine Kommune, die in der heutigen Zeit ein Bad ohne größere Schwierigkeiten mit der Gesamtfinanzierung des Haushalts schultern kann. Diese Schwierigkeiten ehrlich und offen zu benennen, begründete Einschnitte vorzunehmen, die Nutzer stärker an den Kosten zu beteiligen und externe Partner um Hilfe zu erbeten, ist aus Sicht der Verwaltung der einzig richtige Weg.

21-07-26 Hallenbad Wiedereroeffnung und Neukonzeption mit Schwerpunkt Sch

21-07-26 Anlage 1 Wirtschaftlichkeitsstudie_Mühlheim_v07_Handout 20.07.2021

21-07-26 Anlage 2 Belegung bisher

21-07-26 Anlage 3 Belegung Entwurf zukünftig

21-07-26 Anlage 4 Veränderungen Umfang einzelne Angebote

21-07-26 Anlage 5 Entwurf zukünftige Kursgebühren und Eintritte